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Dienstag, 17 Oktober 2023 15:44

Ein Klassentreffen der besonderen Art

Am 6. September besuchten wir, Liselotte Hotz und Cati Briner, das HIF (zu unserer Zeit noch HTF = Hochalpines Töchterinstitut Fetan), wo wir einst zusammen das Gymnasium besuchten, Liselotte von 1960 – 1966, Cati von 1964 – 1966. 1966 schlossen wir die Schule mit der kantonalen Matura an der Kantonsschule in Chur ab. Wir waren damals nur zu zweit in der Maturaklasse, die anderen Mädchen waren entweder in den tieferen Klassen, oder sie besuchten die Sekundar- oder Handelsschule im Institut. Wir hatten auch zwei ausgezeichnete Matura – Abschlüsse vorzuweisen: eine von uns hatte die beste Maturanote der «ganzen Klasse», die andere die zweitbeste!

Liselotte und Cati damals und heute

Es handelte sich bei unserem Besuch im Institut daher um ein eigentliches Klassentreffen – sozusagen «im erweiterten Rahmen»: zusammen mit unseren beiden Ehemännern. 

Alumnibesuch 2

Am HIF wurden wir – obwohl unangemeldet - sehr freundlich empfangen und an viele bekannte, aber auch an neue, unbekannte Orte geführt. Besonders beeindruckt hat uns der grosse Fitnessraum mit traumhafter Aussicht und die Bibliothek, die beide, nebst vielem anderen, für uns neu waren.

Viele Erinnerungen weckte in uns die Aula, dort fanden immer allerlei Anlässe statt, z. B. einmal pro Woche Tanzen (bei uns Mädchen wurde der Anlass «Weiberschwingen» genannt, denn logischerweise fand er ohne Knaben statt).

In der Aula versammelten sich täglich vor dem Frühstück sämtliche Mädchen und begrüssten einzeln mit Handschlag Herrn und Frau Direktor, sowie deren Sekretärin. Nach einem gemeinsam gesungenen Lied – begleitet musikalisch von unserer Klavierlehrerin- durften wir zum Frühstück schreiten.

Das Essen im Hause haben wir in bester Erinnerung, ausser, dass jeden zweiten Abend eine süsse Mahlzeit (z. B. Fotzelschnitten, Kirschenauflauf, Vogelheu, Birchermüesli etc.) serviert wurde, und Liselotte gar nicht begeistert war von einer süssen Hauptmahlzeit, und viel lieber etwas Salziges gesehen bzw. gegessen hätte. Dies verleitete dazu, sich schon vor dem Abendessen satt zu machen, indem man heimlich im Wasserkocher im Zimmer Nudelsuppe zubereitete und sich damit den Bauch vollschlug. Diese Aktion hatte aber unerwünschte Folgen: auf jeder Etage hatte eine Lehrerin ihr Zimmer und damit auch eine Aufsichtsfunktion. Eine halbe Stunde vor dem Abendessen roch es im Korridor verdächtig nach Bouillon, und die Lehrerin hatte eine (zu) gute Nase und ging der Sache auf den Grund. Sie fand es völlig daneben, dass man kurz vor dem Essen sich «privat» sättigte, und massregelte Liselotte. Letztere hat aber etwas daraus gelernt und kochte bei Bedarf die Suppe künftig heimlich auf dem Aussen-Fenstersims (ohne erkennbaren Geruch im Korridor und somit ohne disziplinarische Folgen).

In der Aula befand sich – und befindet sich noch immer – eine Theaterbühne, auf welcher wir hin und wieder ein Theaterstück aufführten, z. B. «Ein Sommernachtstraum» oder «Viel Lärm um nichts» von Shakespeare oder «Undine» von Giraudoux. Das Theaterspielen machte uns viel Freude, und schliesslich durften auch Leute vom Dorf als Publikum an der Vorführung teilhaben.

Alumnibesuch 3

"Viel Lärm um nichts"

Alumnibesuch 5

Die Aula weckt aber auch «Lausmädchen – Erinnerungen»: an den Wochenenden mussten alle Mädchen eine gewisse Zeit nach draussen ins Freie, und es wurde kontrolliert, ob dies eingehalten werde. Zu diesem Zweck sass jeweils eine Lehrerin in der Aula, und wir marschierten erhobenen Hauptes an dem Posten vorbei, stiegen die Treppe hinunter und schrieben im dort liegenden Buch – wie vorgeschrieben, wann wir mit welchem Ziel das Haus verliessen. Nun war aber das Wetter nicht immer gefällig und ausgehfreundlich, deshalb gab es einzelne Mädchen, die auf Zehenspitzen die Treppe ungesehen wieder hinaufstiegen und hinter der Theaterbühne die Räumlichkeiten durchschlichen, um wieder ins eigene Zimmer zu gelangen. Aber jetzt kommt das Prekärste: die Aufsicht führende Lehrerin durchkämmte später jedes Zimmer, um zu sehen, ob alle Mädchen draussen seien. So kam es, dass die Eine oder Andere den eigenen Kleiderschrank sehr gut von innen, und auch das Bett von unten her kannte….

Was wir in sehr guter Erinnerung behalten, ist die jährliche Kunstwoche; während dieser fand kein Unterricht statt, und wir durften Batik-Arbeiten machen, töpfern, Kerzen giessen und Körbe flechten. Hierbei wurden Leidenschaften geweckt, und bei vielen von uns ist die Kreativität erhalten geblieben.

Kunstwoche

All diese Erinnerungen sind bei uns zwei Frauen wieder aufgetaucht, als wir die vielen Örtlichkeiten besichtigen durften, und wir danken Herrn Müller und Herrn Zangerl, die so viel Zeit geopfert und uns mit so vielen Informationen versorgt haben.

Und nicht zuletzt haben die gemeinsamen Erlebnisse und Eindrücke von früher auch zu einer stabilen Freundschaft zwischen uns zwei Frauen geführt, die bis heute anhält.                                                             

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